Quelle: businessart.at
Sie haben sich 2009 aus der Ukraine und dieses Jahr aus Ungarn zurückgezogen. Beide Male aus ethischen Gründen. Was ist passiert?
Kurz nachdem wir in der Ukraine einen sehr interessanten Auftrag zur Gebäuderenovierung erhalten haben wurde unser verantwortlicher Manager zwei Mal von Herrn besucht, die Schmiergeld forderten. Als er sich weigerte haben sie ihm nahe gelegt, das Land zu verlassen, da er oder seine Kinder sonst einen Unfall haben würden. Ich bin dann mit einem Rechtsanwalt zu den Verantwortlichen gegangen, aber auch das hat nichts genützt. Daher haben wir uns aus der Ukraine zurückgezogen.
In Ungarn hat die Schwarzarbeit in den letzten Jahren enorm zugenommen, sie liegt etwa bei 70%. Wir wollen legal arbeiten und haben 2014 keine mehr Chance gesehen Geld zu verdienen. Daher haben wir Ungarn verlassen. Für uns war das kein großes Problem – viel schwieriger ist die Situation für ungarische Kollegen, die korrekt arbeiten wollen. Das ist praktisch unmöglich.
Wie erleben Sie die Situation in Österreich? Laut Korruptionsindex 2013 liegen wir auf Platz 26, sogar hinter Uruquay. Das ist auch nicht gerade berühmt.
Ich habe den Eindruck, dass sich die Situation aufgrund der Fälle von A1 bis zur Kärntner Hypo verbessert. Die Vergehen werden jetzt aufgerollt, und das zieht Strafen nach sich. Das ist heilsam für die Zukunft.
Was fördert Korruption?
Wenn Berufsgruppen krass unterbezahlt sind, wie das beispielsweise bei Ärzten, Lehrern oder der Polizei in manchen Ländern der Fall ist versuchen sie natürlich, ihr Einkommen durch zusätzliche Gelder aufzubessern. Das ist nicht zu billigen, aber man kann es verstehen. Die größte Triebfeder für Korruption ist aber Gier, die kein Maß und kein Ziel mehr kennt und die sich wie ein Flächenbrand ausbreitet, bis es kein Unrechtsbewusstsein mehr gibt.
Was können und müssen Unternehmen tun, um Korruption zu verhindern?
Es braucht eine klare Unternehmenskultur, die Fehlverhalten nicht toleriert. Ebenso wichtig ist die persönliche Vorbildwirkung des Managements – es muss die Einhaltung der Ethik vorleben. Ein gutes Hilfsmittel ist es, sich bei einer Entscheidung zu fragen, ob man sie auch nach außen hin - also öffentlich - vertreten könnte.
Welche Werte sind Ihnen in Ihrem Unternehmen besonders wichtig?
Der respektvolle Umgang miteinander, mit jedem einzelnen Mitarbeiter. Reinigungspersonal wird üblicherweise nicht besonders wertgeschätzt. Dabei kann ohne Reinigung kein Flugzeug abheben oder kein Krankenhaus Menschen heilen! Wir bedanken uns alle 5 Jahre bei jedem Mitarbeiter mit einer kleinen Feier, direkt beim Kunden. Das schätzen unser Mitarbeiter und danken es uns mit einer sehr geringen Fluktuation.
Sie sind Unternehmer mit Leib und Seele. Was können Sie anderen UnternehmerInnen mitgeben?
In unserem Unternehmen gibt es bis auf wenige Ausnahmen bei Joint-ventures, wo mit dem Partner anderes vereinbart wurde, keine Gewinnausschüttungen. Wir zahlen uns ein vernünftiges Gehalt. Der Gewinn aber wird für die Weiterentwicklung des Unternehmens, für Expansion, Firmenzukäufe und ähnliches verwendet. Dadurch sind wir unabhängig.
Unternehmer sein kommt von unternehmen. Wir sind immer auf der Suche nach neuen Märkten, Chancen und Möglichkeiten. Gerade eben haben wir in Bosnien-Herzegowina und Slowenien neue Märkte sondiert. Wir hoffen dort sofort kostendeckend arbeiten können. Das macht Freude.
KR Viktor Wagner, Geschäftsführer, Reiwag
Die Reiwag Facility Services Gruppe ist in Österreich, Tschechien, Slowakei, Rumänien, Kroatien und Serbien tätig. REIWAG Facility Services mit Sitz in Wien ist einer der Marktführer in Österreich und CEE. Derzeit betreut die REIWAG mit über 2.900 Mitarbeitern täglich mehr als 5,4 Millionen Quadratmeter. www.reiwag.com