Die Vision der Gegenwart ist die Zukunft, die auf uns zukommt.

Porträt Viktor Wagner

 

Porträt Viktor Wagner

 

„Eigenmittel und Integration“ sind die Worte, die Viktor Wagner, Geschäftsführer der Reiwag oft verwendet. Mit „Eigenmittel“ meint er: „Werde nie von einer Bank abhängig“ und bei „Integration“ spricht er von den Mitarbeitern. Eigentlich war für ihn eine Karriere in der Bank vorgesehen, aber er hat sich dann anders entschieden.

 

Ein Aufenthalt in den USA bestätigte Viktor Wagner, in das von seinem Großvater 1903 gegründete Reinigungs-Unternehmen einzusteigen – dabei hatte er schon einen sicheren Job in der Bank. Dort könnte er Karriere machen, so wie es in weiterer Folge sein damaliger Schalterkollege Gerhard Randa tat.

Viktor Wagner flog 1967 nach New York, wo er einen Blick in das „Reinigungsgeschäft“ der Zukunft machte. Denn in den USA war man in diesem Punkt dem alten Kontinent schon weit voraus. „National Cleaning“ hieß das Unternehmen und hatte damals 10.000 Mitarbeiter. „Ich durfte mit dem Vizepräsidenten Norman Davies einen Blick in die Firma werfen und er hat mir in kurzer Zeit beigebracht, wie man ein Unternehmen führt und was dazu gehört.“ Das eigene Unternehmen war allerdings der mühsamere Weg  – aber es hat sich gelohnt. Bis es aber soweit war, dauerte es noch.

 

Viktor Wagner machte sich selbständig. Allerdings gingen die Uhren in den 60er Jahre in Österreich noch anders und so begann er auf der Ringstraße die Unternehmen abzuklappern, „um mich vorzustellen und wollte die Scheiben putzen.“ Als dann Ende der 60er Jahre neue Bürohäuser in Wien errichtet wurde, eröffneten sich für ihn große Chancen, denn er hatte bereits mit seinem kleinen Unternehmen – in dem es auch schon Mitarbeiter gab – Erfahrungen gesammelt: „Besonders begünstigt wurde mein Vorhaben durch den Umstand, dass die Mitbewerber zu diesem Zeitpunkt kaum Wissen hatten von Arbeitsvorbereitung, Organisation und dem Know-how, welches ich in den USA erlernt hatte.“ Aber es blieb nicht nur beim Reinigen. 1970 beriet er den Großkonzern Shell bei ihrem neuen Bürohaus in Wien über reinigungsfreundliche Ausstattung und in der Schweiz unterstützte er eine Firma bei der Entwicklung von Reinigungsmaschinen.

 

In den folgenden Jahren wuchsen nicht nur die Aufträge, sondern auch die Netzwerke. „Wir erweiterten die Servicetätigkeit auf Facility Services, und konnten sodann unseren Kunden die gesamte Instandhaltung von Gebäuden aus einer Hand anbieten.“ Die REInigung WAGner – REIWAG hat sich zum ganzheitlichen Dienstleister mit Technischem Facility Management entwickelt.

 

Nach der Ostöffnung wurden 1990 auch im Ausland eigene Filialen gegründet. Die erste wurde in Prag eröffnet und mittlerweile ist das Unternehmen in fünf Staaten in den verschiedensten FM Dienstleistungsbereichen tätig. In Prag betreibt die Reiwag die Straßen- und Müllabfuhr, in Serbien werden Plastikflaschen recycelt und Bürohäuser betreut, in der Slowakei Autofabriken und in Kroatien viele Shopping Center instand gehalten; in Rumänien hat sich die Reiwag auf die Verwaltung von Wohnungen spezialisiert, die von den Banken eingezogen werden, weil die Kredite nicht bedient wurden.

Der Weg in CEE/SEE war nicht immer einfach, denn als der erste Standort in Prag eröffnete, stellte sich dem Unternehmer eine der größten Herausforderungen: „Wir mussten mit der postkommunistischen Mentalität kämpfen und die Menschen motivieren, aber es gab doch viele Hungrige, die diese neue Philosophie verstanden haben.“

 

Die Idee zu wachsen war schon gegeben, aber dass sein Unternehmen einmal so groß werden könnte, „das hätte ich nicht zu träumen gewagt“, so Wagner: „Es war ja die Ausgangslage nicht so, dass man das erwarten hätte können.“ Ein Unternehmen dieser Größe lässt sich nur mit verlässlichen und guten Mitarbeitern führen und mit einem hohen Maß an Eigenverantwortung. Die Integration der Mitarbeiter war Viktor Wagner immer ein wichtiges Anliegen und so ist es nicht verwunderlich, dass zahlreiche seiner Angestellten schon seit Jahrzehnten im Unternehmen sind. „Mein Co Geschäftsführer Thomas Dittrich ist seit 28 Jahren im Unternehmen und ist seinem Vater nachgefolgt.“ Charakter / Wissen & Können / Fleiß – sind die unabdingbaren Eigenschaften für eine Führungskraft: „Wenn einer der drei Punkte fehlt, dann funktioniert es nicht, sie müssen Hand in Hand gehen“, weiß der Geschäftsführer aus über 40 Jahren Erfahrung. Wenn Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen diese Eigenschaften mitbringen, dann werden oft „ungeschliffene Diamanten“ durch Förderung und Schulung zu Führungskräften in der Reiwag.

 

Nicht nur im Führungsteam zeigt sich die Verbundenheit zum Unternehmen sondern auch in der geringsten Fluktuationsrate in der Branche. „Jeder muss das Gefühl haben er wird gleich behandelt und das ist uns gelungen und heute ein wichtiges Motivationssystem.“ Es ist Viktor Wagner ein Anliegen, jedem Mitarbeiter persönlich zu danken. Daher war er im vergangenen Jahr bis zu 85 Mal unterwegs um sich bei Jubiläen seiner Mitarbeiter auch persönlich für ihren Einsatz zu bedanken. „Lob und Dank sind die besten Führungsmittel. Die Einstellung zum Unternehmen und das Wohlfühlen im Unternehmen sind wichtig.“ Aber auch der finanzielle Anreiz ist wichtig und so hat er als Geschäftsführer über die Jahre „das Bonifikationssystem perfektioniert und immer weiter verfeinert.“

 

Die Arbeit macht Viktor Wagner noch immer Spaß und er ist weiterhin auf der Suche nach neuen Ideen und Dienstleistungen: „Es ist eine Freude sich etwas auszudenken, im Kopf zu bewegen und dann umzusetzen.“ Meistens geschieht diese Ideenfindung in Gesprächen mit Kunden: „Was können wir tun um neue Dienstleistungen zu kreieren, die einen Mehrwert für den Kunden bringen und die Win/Win Situation forcieren?“

Weiterhin wird auch auf seine Erfahrung großen Wert gelegt, wenn es um technische Neuentwicklungen geht: „Es macht Spaß, wenn ich mit Leuten zu tun habe, die Visionen haben und wenn man mitdenkt, dann kann man diese nützen.“ All dieser Austausch ist von seiner größten – und permanent schönsten – berufliche Herausforderung begleitet: „Werde von dem der fragt, zu dem der gefragt wird.“

 

source: MRGlobal 21/2016 (Magazine of the Methger Real Estate Group - Vienna/Düsseldorf)